Hallo,
die große Problematik bei der Entwicklung von Fahrzeugen ist, dass gewisse Fehler erst auftreten, wenn eine entsprechende Anzahl von Fahrzeugen bereits am Markt ist. Wird auch noch so viel getestet, es werden nie lückenlos alle Zusammenhänge eintreten, wie im Echtbetrieb in Kundenhand. Ein Tester weiß, wie er was zu bedienen hat, ein Kunde geht unbedarft an die Materie heran.
Auch iOS 14.0 hatte beim Erscheinen Fehler, obwohl vorher gar nicht wenig Beta-Tester aktiv gewesen sind.
Eines ist gewiss, das Einbauen von elektronischen Systemen nach ein Fahrzeug in der Herstellung kostengünstiger. Es werden viele Kilometer von Kabeln eingespart. Touch-Screens ersparen Schalterboards, alles regelt nur die Software, der Gestaltungsfreiraum ist da enorm.
Ein riesiges Problem ist, dass immer noch nicht auf ein 48 Volt-System umgestiegen wurde. Schon in Achtzigerjahren wurde davon gesprochen, weil die Anzahl der elektrischen Verbraucher damals schon sprunghaft angestiegen ist.
Heutige 48 Volt-Systeme nutzen für die elektrischen Verbraucher im Fahrzeug immer noch das mittlerweile veraltete 12 Volt-System. Ein Umstieg ist aus Gründen der Anpassungskosten nie erfolgt, so wie damals in den Sechzigerjahren vom 6 Volt- auf 12 Volt-System, wo doch eine Zeitlang parallel beide Systeme am Markt gewesen sind.
Der massivste Vorsprung bei Tesla ist das Softwarekonzept. Zuerst war das entwickelt, dann erst kam das Auto. Tesla nutzt einen Zentralcomputer, der alle Funktionen im Fahrzeug steuert. Üblich sind bis zu weit über 80 Steuergeräte, die über eine Vernetzung (CAN-Bus) kommunizieren. Jedes Steuergerät hat seine eigene Software, alle müssen untereinander kompatibel sein. Das macht die üblichen Systeme so schwer überschaubar. Ein Update eines Bausteins kann eine problematische Kettenreaktion auslösen. Was EDV-Systeme in Fahrzeugen anbelangt, sind die meisten Mitarbeiter in Werkstätten überfordert.
Ich finde, da darf man auch keine Vorwürfe machen, da die Standards und die Vielfalt so unterschiedlich sind. Diese dafür nötige Informationsflut kann kein Mensch mehr aufnehmen und sich bei Seminaren alles merken. Zeitdruck und Erfolgsdruck im Betrieb tut sein Übriges.
Liebe Grüße
Udo